Wie steht es um den Wintertourismus im Tessin? Bis vor kurzem litten die Skigebiete in tieferen Lagen unter Schneemangel. Airolo und Bosco Gurin laufen besser als Carì, Nara und Campo Blenio. Noch ist die Saison nicht vorbei; für eine Bilanz und für eine endgültige Einschätzung ist es noch zu früh. Lassen wir die laufende Saison darum beiseite und betrachten das Thema als Ganzes: Das Problem der Wintersportanlagen ist im Tessin ein Dauerbrenner.
In den vergangenen Jahren wurden mit öffentlichen Geldern umfangreiche und umstrittene Investitionen getätigt. Dabei kam es immer wieder zu Diskussionen, ob diese Subventionen nachhaltig seien oder ineffiziente, also schlecht investierte und daher verschwendete Steuergelder. Meist, eigentlich fast immer, schrieben die Bergbahnen rote Zahlen. Es kam zu Konkursen, Schliessungen, zu Wiedereröffnungen, Neulancierungen und zu wiederholten Gesuchen um mehr öffentliche Unterstützung (Darlehen zu Vorzugszinsen oder Subventionen à fonds perdu). Die politischen Gremien sind noch zu keiner Lösung gelangt und haben keine gezielte Strategie entwickelt. Im Gegenteil: Früher beschränkte sich der Kanton auf Investitionshilfen, inzwischen ist er aber viel spendabler geworden und subventioniert mittlerweile auch die Betriebskosten der Betreibergesellschaften.
Ist dies richtig? Ist es angemessen? Notwendig? Sind die Wintersportanlagen ein Service public, den der Staat finanzieren soll? Eine Antwort auf diese Fragen ist bis jetzt ausgeblieben. In der Zwischenzeit ist der Kanton immer grosszügiger eingesprungen. Zwar hat die Kantonsregierung versucht, selektive Entscheidungen zu treffen und eine globale Strategie für die Skigebiete zu erarbeiten: Sie tat es um das Jahr 2000 herum und dann erneut 2008. Das Kantonsparlament hatte die Regierung wiederholt zu solchen selektiven Entscheidungen aufgefordert, doch jedes Mal machte es kurz vor der Verabschiedung dieser Strategien einen Rückzieher.
Die Subventionen für laufende Ausgaben gelten also weiterhin alle Jahre wieder und für alle – mindestens bis zur Wintersaison 2016/2017. Um aus dieser Sackgasse herauszufinden, hat das Parlament von der Regierung die Bildung einer Arbeitsgruppe gefordert, die zum x-ten Mal eine Strategie für die Infrastruktur des Wintersports finden soll. Die Gruppe wurde am 11. Juni des vergangenen Jahres eingesetzt und soll bis Ende 2015 einen Vorschlag, das heisst: einen Arbeitsplan sowie eine Gesamtstrategie, unterbreiten. Wird der gordische Knoten wohl diesmal gelöst?
Marina Masoni
NZZ am Sonntag 25.01.2015
Pubblicato il: 30/01/2015