Die Liebhaber klassischer Musik haben bald einen Grund mehr, ihre Augen und Ohren auf Lugano zu richten. Am 12. September wird dort das neue Kulturzentrum der Stadt eingeweiht, das Lugano Arte e Cultura (LAC). Vom 25. bis zum 27. September werden in der Konzerthalle Instrumente und Stimmen Beethovens Neunte Symphonie erklingen lassen, gespielt vom Orchester der italienischen Schweiz unter der Leitung von Vladimir Ashkenazy.
Am 3. Oktober eröffnet dann das Orchester des Mariinsky-Theaters aus St. Petersburg unter der Leitung von Valery Gergiev die vielfältige Konzertsaison mit dem neuen Namen «Lugano Musica». Die Konzertreihe wird ohne Unterbruch bis Juni 2016 fortdauern und mit einer neuen Ausgabe, der fünfzehnten, des Martha-Argerich-Projekts abgeschlossen werden.
Dieses Angebot ist zweifellos ein Qualitätssprung und für Lugano ein entscheidender Schritt auf seinem Weg hin zu einer europäischen Musikstadt, so wie Locarno es für den Film ist. International bekannte und renommierte Symphonieorchester, Dirigenten (besonders Bernard Haitink) und Solisten treten gemeinsam mit «I Barrocchisti» unter Diego Fasolis und dem Orchester der italienischen Schweiz auf, dirigiert von Markus Poschner, der dem Zürcher Publikum wohlbekannt ist und ein wirklich beachtliches Niveau erreicht hat.
Die Stärke der ersten Saison von «Lugano Musica» liegt im Gleichgewicht zwischen der Exzellenz von aussen – für die Orchester ist es oft ein Halt auf ihrer Tournee durch Europa – und der Exzellenz, die im Kanton selbst über Jahrzehnte mit Höhen und Tiefen aufgebaut worden ist.
Lugano schaffte es nicht nur, internationale Künstler anzuwerben, sondern auch, ein spezifisches Programm auf die Beine zu stellen, mit dem das grosse Publikum begeistert werden kann. Der Bau des LAC mit einer Konzerthalle, die für Fachleute sowohl ästhetisch als auch akustisch ein wahres Juwel ist, hat im Kanton und in der Stadt Begeisterung ausgelöst und den Willen gestärkt, in Zukunft mehr für die Musik zu tun. Die Förderung von Musik auf einem hohen Niveau ist bekanntlich teuer. Es braucht daher weiterhin einige Anstrengungen, um die nötige Finanzierung innerhalb eines schweizerisch wie europäisch bereits sehr reichhaltigen Angebots zu gewährleisten. In Zeiten knapper Finanzen und wirtschaftlicher Unsicherheit hat das Tessin bewiesen, dass es ambitionierte Ziele umsetzen und eine Zukunft schaffen kann, die offen ist für den Fortschritt – nicht nur für den materiellen.

Marina Masoni / Articolo apparso sulla NZZ am Sonntag il 23 agosto 2015

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Pubblicato il: 28/08/2015