Vielleicht ist es endlich so weit, und Locarno wird an die A 2 angeschlossen, die das Tessin von Airolo nach Chiasso durchquert. Locarno ist mit seiner Agglomeration (namentlich Ascona, Muralto und Minusio)
die einzige grössere Schweizer Stadt, die weitab von einer Autobahn liegt. Dabei ist sie das touristische Herz des Tessins und zieht jedes Jahr die grösste Anzahl Gäste aus dem deutschen Sprachraum an.
Von Locarno aus ist die A 2 nur über eine Schnellstrasse zu erreichen, die mitten in der Magadinoebene endet und von da an über eine Kantonsstrasse mit zahlreichen Kreiseln verläuft. Diese Strasse ist häufig verstopft; nach Angaben des kantonalen Verkehrsdepartements war die Kantonsstrasse an insgesamt 213 Tagen im Jahr überlastet. Die Situation ist sehr unerfreulich. Die Strasseninfrastruktur kann das Verkehrsvolumen nicht auffangen, und auch die Bahnverbindung gehört nicht zu den effizientesten. Der Zugang zu Locarno ist weitgehend ungenügend.
Nachdem die Tessiner Bevölkerung in der Volksabstimmung vom 30. September 2007 die sogenannte Variante 95 (eine neue Strasse mitten durch die Magadinoebene) verworfen hat, liegt nun ein Projekt auf dem Tisch, mit dem offenbar alle leben können: eine Verbindungsstrasse, die grösstenteils in einem Tunnel verläuft (von Quartino bis Cadenazzo). Von allen vorgeschlagenen Lösungen ist dies die beste. Mit zwei Milliarden Franken ist sie auch die teuerste. Doch die Magadinoebene kann – auch im Hinblick auf die Nachhaltigkeit – nur dann erhalten bleiben, wenn man gewillt ist, einen gewissen Preis zu zahlen. Die ganze Strecke ist elf Kilometer lang, sieben davon verlaufen im Tunnel. Dieser umfasst zwei Röhren, wobei jede Röhre nur einspurig befahrbar sein soll. Das ist im Übrigen dieselbe Lösung, die sich das Tessin auch für die Sanierung des Gotthards erhofft. Die Tessiner Regierung will 9,6 Millionen Franken für die Detailprojektierung bereitstellen. Das Bundesamt für Strassen ist einverstanden. Die Vorbedingungen sind also alle erfüllt.
Es ist wirklich an der Zeit, dass den allzu vielen Worten und den allzu vielen Projekten, die sich in Luft aufgelöst haben, nun endlich Taten folgen und der Verbindungstunnel gebaut wird. Das Locarnese wartet schon lange. Der Bund wird aufgrund der Kriterien für die Finanzierung des Nationalstrassennetzes das Seine dazu beitragen müssen. In vielen anderen Schweizer Regionen wurden enorme Summen investiert. Es gibt keinen hinlänglichen Grund, Locarno und dem Tessin eine zukunftsträchtige Investition vorzuenthalten.
Marina Masoni / Articolo apparso sulla NZZ am Sonntag il 15 novembre 2015
Pubblicato il: 20/11/2015